Konzeptionelle Erläuterungen

Die Arbeit der Künstlerin Veronika Moos-Brochhagen für die Kirche St. Johannes der Täufer in Erkrath ist als Kunstobjekt konzipiert, zugleich eine grossformatige Rauminstallation und im Sinne der Tradition mittelalterlicher Fastentücher auch eine temporäre Raumintervention.
Die Arbeit aus transparenten Materialien verhüllt das Vierungskreuz in der vorösterlichen Fastenzeit und ist zugleich lichtdurchlässiger Schleier und Projektionsfläche für das durch die Fenster einströmende “Farb-Licht” in der Apsis.

Kirche ErkrathDie Arbeit ist explizit auf den Raum und in der Proportion auf die Kreuzgestalt und diePlanungszeichnung Architektur der Apsis bezogen. Die Materialien sind Schleierseide und Leinengarn, die aufwendig zu Grundfläche und 40 quadratischen Bildfeldern verarbeitet werden. Damit knüpft ein solches Werk in dem historischen Kirchraum an die mittelalterlichen Fastentücher mit gemalten Szenen an und gibt zugleich in der entschiedenen abstrakt-zeitgenössischen Formulierung einer Bildsprache unserer Tage wieder.

Farbigkeit wird dabei bewusst vermieden um dem Raum in der vorösterlichen Zeit zusätzlich Kraft und Strenge zu geben und sich zugleich von den im Sommerhalbjahr präsenten Wandbehängen der 50er Jahr der Künstler Strauß abzusetzen.

Ein besonderer Reiz für St. Johannes liegt gerade in der am Ort begründeten Tradition monumentaler Textilkunstwerke zur temporären Gestaltung des Feierraumes.

Diese Entschiedenheit des grossflächigen Einsatzes textiler Materialien geht im Rheinland zwar auf mittelalterliche Tradition zurück, ist aber in der Modere nur noch sehr vereinzelt aufgegriffen worden. Erst mit dem vor zwei Jahren vollendeten grossen Fastentuch der Künstlerin M. Kreuzer für das Gerokreuz im Kölner Dom ist diese Form der temporären Gestaltung wieder belebt worden.

Köln, im März 2002

Veronika Moos-Brochhagen                                                      Dr. Gottfried Stracke

© V. Moos, 2005-09

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